Wortwunder

Ein beglückender Ort

Wie ihr fürs Schreiben einen beglückenden Ort findet, zeigt euch euer Gespür. Manchmal braucht es dafür auch einen besonderen Blick. Oder zwei – wie bei mir.

Ich bin ein Mensch der Gegensätze und mag beim Schreiben am liebsten den Puls der Stadt. Doch das Treiben muss draußen bleiben. Bei mir, in meinem Zimmer, brauche ich es ruhig. Ich schreibe immer am gleichen Platz, weil die Wörter wissen müssen, wo sie fließen dürfen. Aussicht ist wichtig, da mir der Himmel alles eröffnet. Weiß ich nicht weiter, beobachte ich die Wolken, wie sie über den kleinen Berg unserer Stadt ziehen oder stelle mich ans Fenster und schaue dem Fluss beim Fließen zu.

Das Wesen des Flusses

Als ich mein Arbeitszimmer bezog, konnte ich den Fluss nicht leiden. Nie gibt er Ruhe, dachte ich mir, nie macht er Pause und nie kommt er an. Stattdessen fließt er und fließt. Dann kam der Sommer mit Gewitter und Regen. Der Fluss brachte den Wind mit und gemeinsam rollten und brausten sie unter dem Fenster vorbei. Da verstand ich endlich sein Wesen. Nun lasse ich mir vom Fluss die Gedanken reinigen und viel Kraft fürs Schreiben bringen.

Ein beglückender Ort
Die Mur – der Fluss vorm Fenster meines Arbeitszimmers – bringt mir viel Kraft für Schreiben