Lesestoff

Claire Lombardo.
Der größte Spaß, den wir je hatten

Vier Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, und Eltern, die sich seit vierzig Jahren abgöttisch lieben. Bei solchen Vorbildern kann man ja nur verzweifeln! So suchen die vier Schwestern – mal mehr, mal weniger erfolgreich – nach ihrem eigenen Liebesglück und kommen dabei drauf, dass Glück eigentlich das geringste Problem ist.

Die Geschichte beginnt auf einer Treppe einer amerikanischen Uni: Dort lernen sich in den 1970er Jahren die selbstbewusste Marilyn und der schüchterne David kennen. Wenige Wochen später entjungfert sie ihn unter einem Ginkgobaum im Garten ihrer Eltern und weitere wenige Wochen später heiraten die beiden – glückselig, sich gefunden zu haben und verliebt über beide Ohren. Das Gefühl hält ein Leben lang an, was ihre vier Töchter zunehmend nervt: Wendy, die schnell nach der Hochzeit auf die Welt kommt, mit legendären Wutanfällen als Kind und viel Sarkasmus als Erwachsene. Als nächstes tritt Violet auf den Plan – bereits zehn Monate nach der Geburt ihrer älteren Schwester, dieser Ehrgeiz bleibt ihr ein Leben lang. Dann kommt Liza, von Beginn an drauf bedacht, ihren älteren Schwestern aus dem Weg zu gehen und lieber ihr eigenes Ding zu machen: beispielsweise eine der jüngsten Uniprofessorinnen des Landes zu werden. Schließlich das Nesthäkchen Grace, die Marilyn und David in einer spontanen Laune zeugen, weil sie meinen: Es ist unerträglich, dass ihre Großen das Haus bald verlassen und ihre Eltern in Langeweile zurücklassen werden. Wie sehr sie sich getäuscht haben!


„Meine Kinder haben eben
mehr Temperament als andere.“


So ziehen die Jahre ins Land: Die älteste Schwester Wendy hat keine Lust aufs Studium, verliebt sich an ihrem ersten Uni-Tag in ihren Professor, der sie zum Glück heiratet und – noch mehr Glück – wohlhabend ist, sodass sie nicht arbeiten muss. Die zweite Schwester Violet will immer alles richtig machen und strauchelt doch in einem unbedachten Moment, der ein Geheimnis nach sich zieht, das sie noch mehr zum Straucheln bringen wird – später, als sie bereits Anwältin ist und mit ihrer Familie in einer schicken Villa lebt. Die dritte Schwester Liza verliebt sich in den falschen Mann, stürzt sich deshalb in ihre Arbeit, erhält einen Lehrstuhl, beginnt eine Affäre und verbirgt vor den anderen, wie schlecht es um ihre Beziehung steht. Die Alltagslügen verbinden sie mit der jüngsten Schwester: Grace weiß vor lauter Vorbildern in der Familie nicht, wie sie ihr Leben angehen soll, tut so, als ob sie studiert, tut so, als ob sie sich verliebt und hält sich von den anderen fern, damit sie nicht noch mehr Lügen fabrizieren muss. Und dann platzt Jonah in die Mitte der Familie, den Violet – die zweitälteste Schwester – vor über fünfzehn Jahren zur Adoption freigegeben hat. Plötzlich geht es nicht mehr um die Angst der Schwestern, niemals so glücklich zu werden wie ihre Eltern. Denn Glück ist in ihrem Leben auf einmal das geringste Problem…

719 humorvolle Seiten über den lebenslangen Ausnahmezustand, den wir Familie nennen: unprätentiös, herrlich ironisch, zwischendurch etwas langatmig, stellenweise unglaublich witzig, stilistisch manchmal verbesserungswürdig, jedoch immer lebensklug und wahrhaftig. Alles gut? Alles gut!

Im dtv Verlag um 25,70 Euro
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Das flüssige Land
716 humorvolle Seiten über den lebenslangen Ausnahmezustand, den wir Familie nennen