Lebensstil

Ding meines Lebens

Das mit dem R bekam ich als Kind nicht so gut hin, weshalb ich mich „Dosis“ nannte. Vielleicht ein Grund, warum mich Dosen magisch anziehen – wie diese, die wieder aus meinem Elternhaus stammt, und irgendwann in meinem Jugendzimmer auftauchte.

Wie sie dorthin kam, weiß ich nicht mehr, aber warum ich sie bis heute wie meinen Augapfel hüte, umso genauer: Sie hat die richtige Größe für einen kleinen Menschen wie mich, gerade mal so lang wie meine Handfläche ist die Dose und mit ihren abgerundeten Ecken fühlt sie sich angenehm an. Um die Dose läuft ein Fries mit Ornamenten in Blau, Rot und Grün, die an William Morris erinnern.

An der Stelle, wo man den Daumen hinlegt, um die Dose zu öffnen, ist ein Schriftzug zu erkennen. Das P und O am Beginn kann ich gut lesen, dann folgen ein S und T, doch da bin ich mir schon nicht mehr sicher. Vielleicht zeigt die Dose einen Postillon? Dazu würde meine Erinnerung passen, dass von der rechten Deckelseite eine kleine Kutsche ins Land zieht. Aber stimmt dieses Bild wirklich? Denn heute ist davon nichts mehr zu sehen.

Die Landschaft am Deckel der Dose fand ich früher immer am schönsten – eine große grüne Wiese, weiter blauer Himmel und dazwischen ein herrschaftliches Anwesen. Die Leichtigkeit dieser Ansicht blitzt auch heute noch durch die rostige Patina, die langsam die Dose vereinnahmt. Seit Jahren treibt mich die Sehnsucht nach dieser Landschaft und der verlorenen Kutsche an. Auf vielen Flohmärkten habe ich nach einem Zwilling der Dose gesucht. Bislang vergeblich. Vielleicht will die Landschaft ein Erinnerungsbild bleiben?

Ding meines Lebens: Dose
Ding meines Lebens – seit Jahren bin ich auf der Suche nach einem Zwilling der Dose, um zu erfahren: Gab’s da noch eine Kutsche oder nicht?