Lesestoff

Für alle, die neue Wege suchen

Margherita – und die unvergleichliche Atmosphäre von Venedig

Die wahre Geschichte einer Frau, deren Name heute unbekannt ist: In den 1920er Jahren war Margherita Revedin der gesellschaftliche Mittelpunkt von Venedig, das sich damals neu erfand. Beginnen tut ihre Geschichte jedoch in Treviso, dort betreibt Margherita mit ihrer Schwester einen Zeitungskiosk. Jeden Tag liest sie den Corriere della Sera von vorne bis hinten sehr genau durch. So ist sie trotz einfacher Herkunft gebildet, hat eine Meinung und teilt diese ihren Kunden gerne mit. Am liebsten plaudert sie mit dem jungen Grafen, Antonio Revedin. Als ihr dieser völlig unerwartet einen Heiratsantrag macht und Margherita ja sagt, landet sie in einer anderen Welt: in einem eleganten Palazzo in Venedig und der unvergleichlichen Atmosphäre der Lagunenstadt. Die Stadt erfindet sich gerade neu – der Lido, die Biennale und exklusive Orte der Kultur entstehen. Wirtschaftsmagnaten und Architekten, Dichter, Modeschöpfer, Schauspieler und Künstler verhelfen Venedig zu einer gesellschaftlichen Renaissance. Der Graf – Antonio Revedin – hingegen zieht es vor, durch Europa zu reisen. So nimmt seine Frau Margherita meist alleine am Society-Leben teil. Peggy Guggenheim wird eine ihrer besten Freundinnen, aber auch Coco Chanel, Pablo Picasso, Greta Garbo und Clark Gable gehören zu ihrem Bekanntenkreis. Doch dann wird auch die glamouröse Gesellschaft in Venedig von der politischen Realität eingeholt…

Eine mitreißende Familiengeschichte mit einer charismatischen und zugleich bescheidenen Frau im Mittelpunkt – und ein inspirierendes Zeitdokument von Venedig.

Margherita. Von Jana Revedin
Im Aufbau Verlag um 22,70 Euro

Katzen, Schnecken und perfide Verbrechen – mit Patricia Highsmith

„Sie war nicht nett. Sie war selten höflich. Und niemand, der sie gut kannte, hätte sie großzügig genannt.“ So beginnt Joan Schenkar ihre 1.000 Seiten starke Biographie über Patricia Highsmith, Schöpferin des talentierten Mr. Ripley und ein Ausnahmetalent in der Welt von Mord und Totschlag. Damit sind wir mitten im Thema: Die Produktivität der Krimi-Autorin war legendär, ihre Schöpferkraft im wahrsten Wortsinn phantastisch. Doch ihr Erfolg war Patricia Highsmith unangenehm – ein Leben lang. Unangenehm war ihr auch das Interesse der Öffentlichkeit. Sie lebte alleine und zog mehrfach um, teilweise auch wegen ihrer Affären. Ihre meist weiblichen Geliebten waren zahllos – so zahllos wie die perfiden Verbrechen ihrer Romanfiguren. Aber Konventionen hatten im Leben von Patricia Highsmith sowieso keinen Platz, es war von Exzentrik und emotionalen „Kompliziertheiten“ geprägt. Emotional nahe kamen ihr nur Tiere – über ihre Katzenliebe weiß man Bescheid. Aber dass sie auch Schnecken liebte, ist eher unbekannt. Patricia Highsmith lieferte selbst Erklärungen für ihre Affinität zu diesen Tieren, die selten Sympathieträger sind. Eine verstörender als die andere…

Die Schriftstellerin Joan Schenkar recherchierte für ihre Biographie über Patricia Highsmith jahrelang und erzählt humorvoll, klug und unverblümt von einer Schriftstellerin, die nicht nur höchst talentiert, sondern auch höchst außergewöhnlich war.

Die talentierte Miss Highsmith. Von Joan Schenkar
Im Diogenes Verlag um 30,80 Euro.

Bewegend: Eine Familiengeschichte von Margherita Revedin in der unvergleichlichen Atmosphäre von Venedig. Und die Biographie der talentierten Miss Patricia Highsmith.
Bewegend: Eine Familiengeschichte von Margherita Revedin in der unvergleichlichen Atmosphäre von Venedig. Und die Biographie der talentierten Miss Patricia Highsmith.